BLOGBEITRAG: Text(er) braucht Takt

Sind Sie taktfühlig? Auch wenn der Duden dieses Adjektiv nicht kennt - auf mich trifft diese Eigenschaft zu. So ein bisschen "Slave to the rhythm" eben. Und das nicht nur bei meiner großen Leidenschaft,

der Musik. In meinem Kopf befinden sich Melodie und Metrum im Einklang. Sei es auf dem Crosstrainer, beim Die-Treppe-Runterspringen, bei der Gartenarbeit und manchmal auch beim Zähneputzen :-). Kennen Sie das Gefühl, das ein Song hinterlässt, dessen Beat kurz vorm Drop von Werbung unterbrochen wird? Das ist wie eine Vollbremsung. Ein Gegen-die-Wand-fahren. Nahezu unerträglich.

Beruflich ist es meine Aufgabe, den Takt anzugeben. Beim Texten, Übersetzen, in Trainings und beim Reden-auf-den-Leib-Schreiben bin ich ganz in meinem rhythmischen Kosmos.

Worte und Bilder in Einklang zu bringen mit dem passenden Takt und der Tonalität - das ist die berühmte Kür. Ob diese im Folklore-Stil, als Rock’n Roll, Techno oder Slow Fox getanzt werden muss, gilt es von Fall zu Fall zu erspüren. Ob „presto“, „moderato“ oder „adagio“ - so wie das Tempo einem musikalischen Werk seine Identität gibt, verleiht der Takt einem Text seinen unverkennbaren Charakter. Und der braucht bisweilen auch Pausen, um die gewünschte Wirkung zu erzielen!

Die Zielgruppe bestimmt die Intensität. Ordentlich auf die Pauke hauen, mit ausdrucksstarken und leidenschaftlichen Worten, die dem Text Gewicht geben. Oder doch eher die Triangel nehmen, die mit dem zarten Stäbchen einen unaufdringlichen, dezenten und zarten Klang hervorbringt?

Um das perfekte Match zwischen Botschaft und Empfänger zu schaffen, nähern wir Texter uns einem Thema mit großem Sprach- und Taktgefühl und einer präzisen Recherchearbeit. Wir schreiben, lesen und sprechen das Geschriebene. Lassen die Anzahl der Silben und Wörter, den Beat und Sound auf uns wirken. Mehrfach. Erst wenn alles harmoniert, entscheiden wir, dieses Ensemble von Wort, Tonalität und Rhythmus anderen zugänglich zu machen.

Es schadet also nicht, ein wenig „Slave to the rhythm“ zu sein. Takt reißt mit. Er hält uns beweglich und Bewegung fördert Kreativität. Takt im Text rockt. Taktgefühl im Umgang miteinander auch ;-)